Tanzen als Weg

Was sind die 5Rhythmen?

Bewegung als spirituelle Praxis

Die 5Rhythmen sind eine von der Amerikanerin Gabrielle Roth in den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelte Bewegungspraxis, die Tanz mit Meditation verbindet, Ekstase mit Kontemplation, Work-out mit Bliss.

Der Begriff Rhythmen lässt  im Zusammenhang mit Tanz am ehesten an Musik denken. Doch bei den 5Rhythmen geht es weder um Tanzschritte noch um Zählzeiten, weder um Metren noch um Takte. Rhythmus wird hier in seiner schlichtesten, universellsten Form verstanden: als das (regelmäßig) Wiederkehrende.

Die 5Rhythmen heißen Flowing, Staccato, Chaos, Lyrical, Stillness. Es gehört zur Eigengesetzlichkeit der 5Rhythmen, dass sie stets in dieser Reihenfolge auftreten und getanzt werden. Eine andere Ordnung ist natürlich denkbar, verträgt sich aber in der Praxis wenig mit unserer Natur.

Im Flowing suchen wir, ausgehend von den Füßen, das Kontinuum in der Bewegung. Kein Anfang, kein Ende. Jede Bewegung gebärt aus sich heraus die nächste. Alles ist rund, weich, aufnehmend, empfangend. Alles in diesem Tanz fließt – schwer, warm, magmahaft pulsierend wie das Innere der Erde.

Im Staccato verbinden wir die Füße mit den Hüften. Hier suchen wir im Tanz die Artikulation, die Klarheit und die Definition. Dieser Tanz entzündet die Kraft des Herzens – und macht sich dabei das innere Feuer zunutze.

Im Chaos geben wir uns Gedankenfreiheit – Freiheit von Gedanken. Wir lassen zu, dass der Kopf über Füßen und Hüften in Bewegung gerät. wir lassen ihn rund gehen, damit das Denken die Richtung wechseln kann. Dieser Tanz reinigt den Mind wie eine Dusche unter einem Gebirgswasserfall.

Im Lyrical genießen wir diese immer wieder neu ertanzte momentane Freiheit vom Denken. Wir schenken her, was wir (gelernt) haben. wir tanzen unsere Reife, wir tanzen Freude. Luft ist das Element im Lyrical, die Hände sind das lebendig hinzutretende Ausdrucksmittel des Körpers in Bewegung.

In der Stillness ziehen wir die Summe aus allem Vorangegangenen. Erst in den seligen Momenten erfüllter Stillness wird auch der Geist wirklich frei. Nichts zu tun, nichts zu lassen ist das Mantra in diesem Rhythmus. Stillness bedeutet Atem in Bewegung. Diese Bewegung kann zart und innerlich sein, das sanfte Beben der Bettelschale, zu der der Geist geworden ist. Sie kann auch ekstatisch sein, schnell, unberechenbar, frei von allen Konventionen und Erwartungen. Und alles dazwischen.


In diesem Video spricht und tanzt Gabrielle Roth (1941 – 2012), die Begründerin der 5Rhythmen. Sehr inspirierend!